• Wenn dies dein erster Besuch hier ist, lies bitte zuerst die Hilfe durch. Du musst dich vermutlich registrieren!, bevor du Beiträge verfassen kannst. Klicke oben auf 'Anmelden oder registrieren', um den Registrierungsprozess zu starten. Du kannst auch jetzt schon Beiträge lesen. Suche dir einfach das Forum aus, das dich am meisten interessiert.

Vorbildgerechter Güterverkehr mit Wagenkarten

plusplus

Teammitglied
Super-Moderator
Das Vorbild, gestern und heute
Beim Vorbild war der nachfolgend beschriebene Güterverkehr mit Wagenladungen, Stück- und Eilgut u.ä. bis etwa Epoche IV anzutreffen. Danach hat sich alles - Schritt um Schritt - geändert, die Infrastrukturen wurden rückgebaut...
Heute wird bekanntlich ein erheblicher Teil der Waren 'just in time' auf der Strasse befördert.

Teilsimulierte Betriebsabläufe
Das meiste, was ich nachfolgend über den simulierten Güterverkehr schreibe, ist nicht „auf meinem Mist“ gewachsen. Vor vielen Jahren liess ich mich durch eine Artikelserie von Ivo Cordes dazu inspirieren, ein System mit Wagenkarten und Frachtkarten einzuführen. Solche Systeme wurden schon lange vorher vor allem auf der andern Seite des grossen Teichs angewendet. Ivo Cordes hat diese Methode europäisiert und meines Wissens damals erstmals in einer deutschsprachigen Zeitschrift veröffentlicht.
Auch beim FREMO wird seit längerer Zeit ein ähnliches System angewendet.

Die kürzlich erstellte - annähernd massstäbliche - Zeichnung meiner Anlage soll dem besseren Verständnis der betrieblichen Abläufen dienen.

_Estrich-Gleisplan.jpg

Den Betriebspunkten (Bahnhöfe, Abstellgruppen u.ä.) wird vorab ein Farbcode zugeordnet (s.a unter Frachtkarten).
  • ROT
    Bahnhof an eingleisiger Hauptbahn mit Verbindung zu einer Nebenbahn à la Seetal. Dieser Bhf. besteht aus einer A-Gruppe (mit Ortsgüteranlage) und einer B-Gruppe (mit Rangiergruppe für Güterzüge). Diesem Bhf.ist betrieblich ebenfalls das Sägewerk an der Nebenbahn zugeordnet
  • BLAU
    Betriebsdiorama mit Industrie und Gewerbe, namentlich Seifenfabrick Schnyder und Zementwerke BETONIA
  • GRÜN
    Abstellbahnhof mit Kehrschleife
  • SCHWARZ und PINK
    Gut zugänglicher Abstellbahnhof (schwarz) mit fallweiser Reservation eines Gleises für grösseren Lebensmittelhändler (pink).
    SCHWARZ bedeutet für den Güterverkehr die "weite Welt" oder steht zumindest für den nächsten grösseren Rangierbahnhof
  • Dem Abstellbahnhof der Nebenbahn ist kein Farbcode zugeordnet.
Die Wagenkarten
Für jeden Güterwagen wird eine Wagenkarte hergestellt. Diese ist immer mit ihrem Güterwagen unterwegs. Steht der Wagen still, wird die Wagenkarte beim entsprechenden Betriebspunkt deponiert.
Wagen-Karten.jpgWg-Karte mit Frachtbrief.jpg

Für Wagengruppen, welche nie getrennt werden oder für Blockzüge genügt jeweils eine einzige Wagenkarte.

Nicht benötigte Wagen werden zusammen mit ihrer Wagenkarte in SCHWARZ abgestellt.

Die Frachtkarten
Die Frachtkarten sind oben und unten mit den Farbcodes des Versand- und des Empfangsbahnhof versehen. Der Farbcode des Versandbahnhofs trägt zudem das Zeichen L für leer.
Frachtbriefe.jpg

Der für den Transportauftrag benötigte Wagentyp ist seitlich aufgezeichnet. Ladegut und evt. Lade- bzw. Verladestelle sind zwischen den Farbcodes vermerkt.

Ein Stapel von Frachtkarten ist zentral abgelegt. Die Anzahl Frachtaufträge wird zu bestimmten im Drehbuch (z.B. Fahrplan) festgelegten Zeitpunkten (Morgen, Mittag und evt. auch Abend) mittels Würfel ermittelt und vom Stapel genommen.
Wg-Krt-Ablage 02.JPGWg-Krt-Ablage 01.JPG

Danach müssen den Frachtaufträgen entsprechende Wagentypen gesucht und deren Wagenkarten mit den Frachtkarten versehen werden, in der Regel mit dem L gegen oben.
Befindet sich der gesuchte Wagen zufälligerweise bereits im Versandbahnhof, kann er als bereits beladen betrachtet werden. Die Frachtkarte wird demzufolge mit dem Zielcode nach oben eingesteckt.

Die Kurswagen
Die sogenannten Kurswagen verkehren in einem festen Umlauf, dies ganz entgegen dem üblichen Güterverkehr, wo einzelne Wagen oder Blockzüge nur einem jeweils einzigen und bestimmten Transportauftrag dienen. Frachtkarten für Kurswagen erhalten diagonal einen dicken roten Strich.
In von der Bahnunternehmung gestellten Kurswagen werden in der Regel sog. Stück- oder Eilgut transportiert. Auch eine Gruppe von Bierwagen der 'Brauerei Anker' verkehrt täglich als 'Kurswagen' zwischen dem Abstellbahnhof SCHWARZ und dem virtuellen Lager- und Verteilzentrum eines grösseren Lebensmittelhändlers in PINK.
200903 AnkerBier 09.jpg

Die Ladegüter
Die auf den Frachtkarten aufgeführten Ladegüter müssen mit dafür geeigneten Güterwagen transportiert werden. Also sollten die auf den Fracht- und Wagenkarten aufgeführten Wagentypen in etwa übereinstimmen.

Beispiel verschiedener Transportgüter
- Stammholz lang und kurz, Holz in Spälten, Schnittholz, Fourniere
- Getreide, Mostäpfel, Zuckerrüben, Rübenschnitzel, Futtermittel, Dünger
- Altpapier, Altmetall
- Betriebsmittel, Schmierstoffe, Gebinde, leere Paletten, Verpackungsmaterial
- Vieh lebend (als Eilgut),
- Frischfleisch, Wurstwaren, Gemüse, Früchte, Bier, Wein, Schnittblumen
- Armierungseisen, Gussrohre, mittelschwere und schwere Geräte für Landwirtschaft und Gewerbe, Traktoren
- Heizöl, Kohle, Koks
- Chemikalien
- Seifen- und Reinigungsprodukte (Schnyder)
- Zement lose und in Säcken
- usw.
In Ortsgüteranlagen (Schuppen, Rampe, Freiladegleis, Krangleis) wird vor allem Allgemeingut verladen und entladen, in den Anschlussgleisen von Industrie und Gewerbe grösstenteils nur die spezifisch benötigten oder hergestellten Güter.

Beispiel - Stammholz für die Sägerei
Anhand einer gezogenen Frachtkarte wird ein zweiachsiger Flachwagen mit Rungen vom Typ K benötigt; Fracht: Stammholz. Verladebahnhof ist SCHWARZ (irgendwo in der Schweiz...), Empfängerbahnhof ist das zu ROT gehörende Sägewerk.
Der einzige demnächst verfügbare Rungenwagen, ein Ks, befindet sich noch an der Kopframpe der Ortsgüteranlage in ROT A-Gruppe. Die soeben gezogene Frachtkarte wird mit 'SCHWARZ + L' nach oben in dessen Wagenkarte gesteckt und der Wagen bei nächster Gelegenheit mit einem Überfuhr- oder Nahgüterzug (via GRÜN zum Wenden) in Richtung ROT B-Gruppe transportiert.
Dort wird unser Rungenwagen anlässlich des Zerlegens des angekommenen Überfuhrzugs mit der Bm 6/6 ins Gleis B3 zu weiteren für SCHWARZ bestimmten Wagen geschoben.
Der nächste Ferngüterzug mit Ziel SCHWARZ fährt ab B-Gruppe (wiederum via GRÜN zum Wenden) und danach ohne Halt in ROT nach SCHWARZ - der Rungenwagen hat sein Zwischenziel erreicht und kann beladen werden.
Nach dem (fiktiven) Beladen des Ks wird die Frachtkarte in der Wagenkarte gedreht. Der nächstmögliche Ferngüterzug nach ROT fährt erst früh am Morgen des folgenden Tages. Dieser fährt in ROT A2 ohne Halt durch um via GRÜN zum Wenden danach in ROT B1 einzutreffen. Die Rangierlok zerlegt wie geplant den angekommenen Ferngüterzug; die Wagen mit Bestimmung Sägewerk werden direkt auf die in einem der kurzen Gleise B10 – B12 bereits wartende Zuglok Ce 4/4 geschoben.
Der Nahgüterzug zum Sägewerk verkehrt vorerst rückwärts (geschoben) in Richtung 'Abzweigung Weiche 41' (Spitzkehre); ab dort weiter mit der Zuglok an der Spitze.
Im Sägewerk angekommen hat das Stammholz sein Ziel erreicht, der Ks steht nach dem Entladen für weitere Transporte zur Verfügung. Sind für diesen Wagen danach keine weiteren Aufträge vorhanden, wird er bei nächster Gelegenheit nach SCHWARZ zum Abstellen befördert.
__________________________________

Wenn ich mit diesem, zugegebenermassen etwas umfangreichen, Beitrag den einen oder andern Kollegen dazu inspirieren konnte, auf seiner Anlage den quasi vorbildgerechten Güterverkehr einzuführen, würde mich das freuen.
 

Bastler

Teammitglied
Super-Moderator
Hoi René

Eine hochinteressante Spielidee, die so funktionieren kann, gerade weil auch Kurswagen und Blockzüge eingeplant sind. So muss nicht ganz jeder Wagen einzeln behandelt werden. Hast du zu den Frachtkarten für die offenen Wagen dann auch immer noch das passende Ladegut? Und wie lange dauert es, bis du den Zug auf die Strecke schicken kannst?

Gruss Barni
 

plusplus

Teammitglied
Super-Moderator
Hallo Barni
Teilweise ist Ladegut vorhanden. Das bleibt (momentan noch) in den beladenen Wagen. Je nach Transportauftrag muss man jeweils ein Auge zudrücken. Zudem ist Schüttgut (Kohle) festgeklebt...

So Handgelenk x Pi werden gemäss Drehbuch (Fahrplan ohne Uhrzeit) am Morgen und am Mittag die Wagenkarten gedreht bzw. neue Karten gezogen.
Ferngüterzüge mit den gesammelten Wagen verkehren ab der B-Gruppe nach SCHWARZ (die weite Welt oder nur der nächste grössere RB) kurz nach 12 Uhr (einer) und am Abend (zwei).
 

Sinus50

Bahnlehrling
Hoi René
Vielen Dank für diesen Beitrag. Mit einem solchen System möchte ich später meinen Anlage-Betrieb realistischer machen. Als bahninteressiertes Kind habe ich den Einzelwagenladungsverkehr und Kurswagen noch erlebt - aber eben noch nicht verstehen können. Das möchte ich auf meiner Anlage nachholen - mit System, ebenso wie hier gezeigt. Das sind interessante Perspektiven.
Peter
 

plusplus

Teammitglied
Super-Moderator
Hallo Peter
Ich habe den Wagenladungs- und Güterverkehr noch sehr intensiv erlebt.
Viele Personen meiner Generation lösen zum Zweck des geistigen Erhalts Sudokus oder spielen mit den Grosskindern Memory - für mich kommt die Simulation des totalen Schienengüterverkehrs in H0 dazu ... :D ...und ebenso der Modellbau natürlich ;)
 
Oben Unten