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Bodensee Toggenburg Bahn, BDe 2/4, Abschied von Messing

TJF

Rangierer
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Hallo Spur 0 Freunde
Zurzeit baue ich den Bodensee Toggenburg Vorortspendelzug BDe 2/4 mit möglichst viel CAD und möglichst wenig feilen (ganz neues Erlebnis für mich). Bisher fertig sind Antrieb (2 x 2W, getestet), Drehgestelle (SWS llL), ein paar Kleinteile, Prototyp Kasten.

SWSi2Ljpg.jpgSWS2Lb.jpg antrieb.jpg

Einen Bausatz werde ich nicht machen, aber da ich nichts an Modellbau-Kollegen verdienen muss, kann die CAD Daten (STL, Fusion 360) und Bezugsquellen (eine ganze Menge) jeder kriegen (muss noch sehen wo ich sie ablegen werde).
Ich werde also in loser Folge den Baufortschritt dokumentieren.
Hier kommt also Teil 1.

Der Antrieb
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Also hier der Antrieb (first things come first).
Am längsten hat die Suche nach geeigneten Motoren gedauert. Sie mussten zwischen die Radscheiben passen, eine vernünftige Leistung erbringen und eine solche Nominaldrehzahl aufweisen, dass eine zweistufige Untersetzung noch in ein Gehäuse unter dem Boden des Gepäckabteils Platz findet.
Gefunden bei Alibaba. Coreless, Leistung laut Hersteller maximal ca. 2W.
motor1.pngmotor2.png

Nachdem ich die Drehzahl unter (ein wenig) Last gemessen hatte wusste ich welche Untersetzung nötig ist. Dann ging's los mit der Fummelei. Höhe und Achsabstand waren gegeben, Untersetzung auch und die Zahnräder sollten in eine geschlossenes Gehäuse passen. Viel rumschieben in Fusion 360, bis eine Konfiguration gepasst hat. Der Antrieb kann sich jetzt noch um +/- 4° kippen ohne dass er am Boden anstösst. Das sollte auch für die aller brutalsten Übergange ausreichen.
Das Ganze Antriebsdrehgestell inkl. Aufhängung passt jetzt unter den Boden mit 29 mm ab Schiene.

Die Antriebseinheiten sind jeweils an 3 Punkten gelagert, aussen links und rechts mit Federn und M2 Bundschrauben, innen mit einem Kunststoff-Kugelgelenk.Die Achsen von Slaters (B7839) haben grade den richtigen Durchmesser und das Festschrauben der Radscheiben mit den Vierkants ist einfach nur genial. Alle Achsen kugelgelagert.
Aussen sind die Radscheiben dann noch mit 3D gedruckten Dummies der Antriebsfedern ergänzt.
inlets.jpg

AntriebDrehgestell3.png

Die Aufhängung für die Antriebe und die Verbindung zum Chassis sind 3D gedruckte Teile aus rostfreiem Stahl:

StahlPrint.PNG
Der Messing-Rahmen ist wasserstrahlgeschnitten, alles andere sind 3D Prints. Die Stromabnehmer habe ich vor Jahren mal gekauft, nun kommen sie endlich zum Einsatz.
Nachdem ich das Originalritzel am Motor ausgetauscht habe läuft der Antrieb jetzt sehr ruhig. Lektion: Nicht versuchen das Ritzel von Achse runter zu kriegen, dann braucht's nämlich grade einen neuen Motor (Lager defekt), sondern mit dem Seitenschneider knacken. Aber als vorsichtiger Mensch hatte ich ja 3 Stück bestellt (ich kenn mich ja).
Die Achsabstände sind sehr genau gedruckt; ich hatte jeweils 0.05 mm als Spiel vorgesehen, funktioniert tadellos. Alle Zahnräder Modul 0.3
Der ESU LokSound kommt mit den beiden Motoren gut zurecht Parallel geschaltet).
Zusammenbau: Das Zahnrad auf der Achse wird an der richtigen Stelle festgelötet und die Kugellager mit einem Hauch Sekundi in die Gehäuse eingepresst. Distanzscheiben auf beiden Seiten positionieren die Achsen spielfrei in der Mitte.

Kosten: Die Plastikteile je ca. 1$ das Stück, also ca. 8$. Das eingezeichnete Stahlteil, und ein Zweites für die Aufhängung je 8$. Dazu kommt jeweils noch das Shipping. Am teuersten war der Messingrahmen (ca. 70€) und die Kugellager mit den Zollmassen für die Slaters Achsen. Motoren je 15$.Wenn ich mal von den Lehrgeldfehlern absehe: Total Kosten für das ganz Drehgestell inkl. Zahnräder und Kugellager ca. 150€.
Ich habe zwar selber auch einen Resin-Drucker, aber bei diesen Preisen habe nur noch bedingt Lust meinen Drucker einzusauen.
Meine Arbeiten: Nacharbeiten der Bohrungen für die Kugellager mit Reibahlen, Löcher im Messingrahmen bohren, Stahlträger sehr genau festlöten, Ritzel austauschen, Duplexzahnradrad auf die Achse löten, und dann das Ganze zusammensetzen. Die Motoren sind übrigens nur reingesteckt und werden mit einer kleinen Blechfeder Richtung Getriebe gesichert. Das reicht als Drehsicherung vollkommen aus (naja, ein Tropfen Nagellack darfs schon noch sein).

Ahh, ja, dann noch die Fotosessions in Romanshorn, wo der "Möhltriebwagen" steht. Dessen Antriebsdrehgestelle sind fas identisch mit dem des BDe 2/4 und haben mir als Vorbild für die Blenden und die Zugsicherung gedient. Den Schienenräumer konnte ich aufgrund der 1:50 Übersichtszeichnung gut konstruieren.

Für diese Zeichnung mit allen wesentlichen Massen und weiteren Unterlagen schulde ich den entsprechenden Personen grossen Dank. Da es den Zug nicht mehr gibt, wäre eine Konstruktion nur aufgrund alter Fotos sehr, sehr schwierig geworden, allzumal die Bahnfotografen ALLE eigentlich nur eine Einstellung kennen: Von schräg vorn unten. Einmal ein Dach oder so, Fehlanzeige. Deswegen: Wenn jemand ein Foto oder einen Plan vom Dach auftreiben kann, wäre ich ein dankbarer Abnehmer.
Gruss
Thomas
 

TJF

Rangierer
Noch ein paar Bildli:
Der fertige Antrieb:
antrieb2.jpg

Und für den Probebetrieb auf einem Provisorium montiert:
testrun.jpg

Getestet hab ich damit auch den Wagenabstand. Der Pendelzug soll auf allen denkbaren Lenz-Geometrien im Schiebebetrieb ohne Probleme laufen und dabei möglichst wenig Wagenabstand benötigen (wenn möglich Wulst an Wulst in Gradeausfahrt - man wird sehen).

Noch ein paar Links:
Wegen den Slaters Achsen braucht es für das Zahnrad eine 3/16" Reibahle
Die entsprechenden Kugellager kommen von hier.
Die Distanzscheiben (z.B. 5x7x0.3) kommen von hier.
Und ja, ich geb's zu, ganz viele Dinge bestelle ich bei AliExpress, nicht mal unbedingt weil billig, sondern oft auch einfach weil man's überhaupt kriegt.
 
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