Huhu Stefan, willkommen im Forum
Steuerung
Wenn ich Dich richtig gelesen habe, dann möchtest Du Deine digitale Anlage nicht auf einen Tätsch bauen sondern sie stetig weiter entwickeln und ausbauen. Ich empfehle Dir, mit einer Mobile Station zu beginnen. Selbst wenn Du später mal alles via PC steuerst, wirst Du die Möglichkeit von "manuell eingreifen" bestimmt zu schätzen wissen (vor allem beim Rangieren oder wenn Du zusammen mit einer weiteren Person mit Deiner Anlage spielen möchtest).
Die alte Mobile Station wird einem heute auf den Auktionsplattformen (wie z.B. Ricardo) geradezu nachgeworfen. - Ich persönlich habe eine solche für 35.-- (neuwertig, inkl. Porto) ersteigert, da war aber auch noch ein Anschlussgleis und ein Netzteil dabei. Damit lassen sich bereits theoretisch 10 Züge gleichzeitig steuern. (Bei mehr als 3 Zügen ist der Workload aber bald zu gross, wo man dann eben mit einer PC-Steuerung Abhilfe schafft. Und auch der eingespeiste Strom würde kaum für 10 Loks reichen.)
Eine zweite günstige Einsteiger-Variante ist die Mobile Station II. Die kann zusätzlich noch Weichen schalten. Neu kostet die MS II um die 120.-- (z.b. bei Conrad), es braucht aber noch die Anschlussbox 60113 (ca. 70.--) sowie ein entsprechendes Netzteil. Bei Auktionen kriegst Du alles zusammen (und z.T. originalverpackt) für 120-140 Franken. Ein grosser Vorteil der MS II sehe ich darin, dass sie nicht nur MM und mfx "spricht" sondern auch DCC. Mit letzterem Protokoll kann man wesentlich mehr Lok- und Magnetartikel-Adressen ansteuern, weshalb dieses Protokoll - meiner Meinung nach - für grössere Anlagen vorteilhafter ist.
Aber wie bei ihrer Vorgängerin auch, gibt es bei der MS II keine Möglichkeit, Rückmelder anzuschliessen. Also sobald es dann um eine automatisierte Steuerung Deiner Anlage geht, wirst Du um das Thema "Digitalzentrale" nicht herumkommen. Ich habe mir sagen lassen, dass man mit einer Anschlussbox 60113 und einem USB-CAN-Adapter (= Interface) auf eine Zentrale verzichten können soll. Voraussetzung dafür ist natürlich eine Steuersoftware, welche die Digitalsignale generieren kann. Die kommerzielle Variante von WinDigipet (
http://www.windigipet.de) kann das natürlich, es soll aber auch mit der kostenlosen Opensource-Variante von RocRail (
http://wiki.rocrail.net) gehen. Ich werde das bei meiner Anlage (in spe) testen, ob das wirklich funktioniert. Wenn ja, wäre das natürlich die Ideal-Lösung für solche, die ihre Anlage vor allem mit dem PC steuern möchten, weil man sich dann eine mehrere hundert Franken teure Zentrale sparen kann.
Sollte es dann aber doch um die Anschaffung einer Zentrale gehen, dann würde ich Dir die EcoS 50200 von ESU empfehlen. Die kann das gleiche wie die Central Station II von Märklin, "spricht" aber zusätzlich noch die RailCom- und Selectrix-Protokolle, hat 4 Funktionstasten mehr und kostet DEUTLICH weniger. Wenn Du auf das Märklin-Protokoll mfx verzichten kannst, dann kommen auch noch andere Zentralen in Frage, wie z.B. die Z21 von Roco / Fleischmann, der Viessmann Commander 5300 oder die Intellibox 2 von Uhlenbrock. Alle genannten Zentralen haben bereits ein integriertes Interface (sei's USB, Ethernet, CAN, RS232, oder wie sie alle heissen), um den PC anzuschliessen. Ich habe mir sagen lassen, dass die CS II von Märkin damit z.T. noch Mühe habe und noch nicht ausgereift sei. Ob das stimmt, kann ich allerdings nicht beurteilen.
Digital-Protokolle Motorola, mfx, DCC, RailCom, Loconet, Selectrix
Während den Anfängen der Digitalsteuerung musste man sich noch für ein bestimmtes Digital-Protokoll entscheiden, das ist heute nicht mehr so. Die neuere Generation sowohl von Zentralen als auch von Lok- und anderen Decodern "sprechen" mittlerweilen mehrere Protokolle und das auch gleichzeitig. Auf den ersten Blick erscheint es deshalb quasi Hans was Heiri, welches Protokoll hauptsächlich verwendet werden soll. - Das stimmt aber nur bedingt.
mfx und DCC:
Die derzeit meistverbreiteten Protokolle (in unseren Breitengraden) sind mfx und DCC. Davon gibt es von mehreren Herstellern viele verschiedene Decoder. Auf mfx könnte man eigentlich auch verzichten, doch davon rate ich vor allem aus zwei Gründen ab: Erstens gibt es auf Online-Auktionen und auf Tauschbörsen eine Fülle von Märklin-Loks, welche mit älteren Generationen von Decodern ausgestattet sind und deshalb nur MM / mfx "sprechen". Dort müsste man dann alle bereits vorhandenen Decoder mit neueren ersetzen. Zweitens darf man nicht vergessen, dass das mfx-Protokoll derzeit de facto das einzige ist, welches eine Rückmelde-Technologie anbietet. Auch wenn sich diese lediglich darauf beschränkt, dass sich die Loks (und angeschlossene Geräte wie z.B. Booster oder Handregler) automatisch bei der Zentrale anmelden. Es ist aber durchaus vorstellbar, dass Märklin das mfx weiterentwickeln wird. Wer weiss, vielleicht ist es eines Tages dann "richtig" rückmeldefähig. Sich dieser Perspektive zu verschliessen, indem man das mfx-Protokoll ignoriert, wäre schade. Um DCC kommt man eigentlich nur herum, wenn man ausschliesslich Märklin-Loks einsetzen will. Aber sobald man auch mal eine schöne Lok eines anderen Anbieters fahrenlassen möchte, braucht man DCC - oder man ersetzt die Lokdecoder mit jenen von Märklin. Deshalb empfehle ich, eine Zentrale zu verwenden, welche BEIDE Protokolle, also sowohl mfx als auch DCC bedienen kann (z.B. die EcoS von ESU oder die CS II vom Märklin).
RailCom:
Dies wäre eigentlich ein sehr ausgereiftes Protokoll (mit der Zukunfts-Option, Rückmeldefähig zu werden), aber es ist (noch) nicht weit verbreitet und wird bisher nur von wenigen Decoder-Hersteller angeboten. Ich persönlich sehe aber ein sehr grosses Potential in diesem Protokoll. Beim Kauf einer Zentrale kann man einem Ausschluss von allfällig innovativen RailCom-Neuerungen vorbeugen. Von den Multi-Protokoll-Zentralen ist die EcoS von ESU bisher die einzige, welche auf allen Protokollen (ausser Loconet) kommunizieren kann. Weitere RailCom-fähige Zentralen sind die Z21, Tams Master Control, Zimo MX10 und die Lenz LZV100.
Loconet:
Dies ist ein "neues" Protokoll aus den USA, das den beiden in Europa gängigen Protokollen (mfx / DCC) in nichts nachsteht. Es bietet zudem die Zukunfts-Option an, irgendwann mal eventuell als rückmeldefähiges System eingesetzt werden zu können. Wahrscheinlich deshalb haben erste Hersteller hier auch begonnen, dieses Protokoll bei ihren Zentralen anzubieten (z.B. bei der Z21 von Roco / Fleischmann und der IB von Uhlenbrock, ESU bietet für die EcoS einen Loconet-Converter an).
Selectrix:
Dies ist ein von Trix entwickeltes Protokoll. Beliebt ist es vor allem deshalb, weil die entsprechenden Decoder besonders klein sind und so auch in Loks mit kleineren Massstäben wie N passen. Für H0 bietet Selectrix gegenüber mfx / DCC keine besonderen Vorteile. Soweit ich weiss, gibt es Selectrix nur auf den Zentralen EcoS von ESU, der IB von Uhlenbrock und der CS reloaded von ESU (für Märklin).
Rückmeldung
Zu diesem Thema haben Sven und Teddy bereits sehr ausführlich geantwortet. Du brachtest aber zum Ausdruck, dass es Dich verwirrt, dass Du trotz PC-Steuerung und Decoder noch Reedkontakte (und entsprechende Module) brauchst. - Und genau da hast Du den Nagel auf den Kopf getroffen. Auch ich bin verwundert / verärgert, dass es im 21. Jahrhundert keine wirkliche und vor allem preisgünstige Alternative zum gängigen, weit über 20 Jahre alten S88-System gibt.
Im Thread meiner Anlage in spe (
http://www.modellbahnforum.ch/threads/vorspannbetrieb-am-gotthard.4450/page-3) habe ich darüber geschrieben. Zusammengefasst kann man sagen: Bis dato braucht es immer irgendwelche zusätzliche Installationen von Elektronik, um eine Anlage Rückmeldefähig zu machen. Das kann's nicht sein,
ist aber leider so. Dabei wäre es SO einfach: Die Steuersoftware auf dem PC könnte aufgrund der gesandten Befehle LOCKER ausrechnen, wo sich welcher Zug gerade befindet. Da bräuchte es weder Reed-Kontakte, noch Module, noch ein auftrennen von Gleisen, noch Lok-seitige Funk-Rückmelder, noch sonstige spezielle Installationen, nur eben eine kleine Erweiterung der Software. Aber das gibt es offenbar derzeit einfach (noch) nicht. Könnte ich C++ programmieren, dann würde ich das entsprechende Feature selber herstellen und entsprechend vermarkten. - Wahrscheinlich würde ich sogar steinreich dabei,
denn die ganze MoBa-Gemeinde weltweit lechzt förmlich nach einer günstigen Alternative der Rückmeldung...
Nur für's bessere Verständnis: Die Rückmeldung hat nichts mit den Lokdecodern zu tun. Die braucht's, damit Du Deine Loks digital steuern kannst, sprich: Mehrere Züge gleichzeitig / unabhängig von einander steuern und die diversen Licht- und Soundoptionen schalten, etc. Digital schaltest Du auch die Weichen und andere Magnetartikel, wodurch der sonst übliche Kabelsalat unter der Anlage schwer reduziert werden kann und auch die Stellpulte gehören dann der Vergangenheit an. Weder eine Digizentrale noch eine PC-Steuersoftware können (derzeit) selbständig erkennen, wo sich die Züge befinden, deshalb braucht's auf der Strecke "Fühler", welche melden, dass gerade ein Zug dort ist. Eines ist klar: Egal von welchen Herstellern Du die nötigen Komponenten beziehst, eine Anlage rückmeldefähig zu machen kommt TEUER.
Dein bisheriges analog-Rollmaterial
Gerade was Deine vorhandenen Loks und Waggons betrifft, brauchst Du nicht von Grund auf neu zu beginnen, Du kannst sämtliches Rollmaterial auch auf Deiner neuen, digitalen Anlage verwenden. Das einzige, was Du dazu braucht, sind Lokdecoder (und gut wären auch die modernen Motoren). Ein Umbau einer analogen Lok zu einer digitalen ist nicht so schwierig. Lese Dich etwas ins Thema ein, schaue Dir ein paar der vielen Video-Tutorials auf Youtube an und ersteigere (z.B. auf Ricardo) eine alte Lok für ein paar wenige Franken (gibt alte, aber noch funktionierende Loks teilweise bereits für nur 1 Franken), an welcher Du zu Beginn etwas üben kannst. Auf diese Weise kannst Du dann Deine bisherigen Loks selber umbauen. Bei den Waggons ist es ähnlich. Grundsätzlich brauchst Du dort nichts zu verändern, denen ist es egal, ob die Spannung auf den Schienen ändert (= analog) oder ob es immer die gleiche Spannung (= digital) hat. Selbst eine bereits vorhandene Innenbeleuchtung funktioniert auf Deiner neuen Anlage noch - das Licht wird einfach immer brennen, sobald der Waggon auf den Schienen steht resp. sobald Du die Digizentrale einschaltest. Erst wenn Du die Innenbeleuchtung auch digital steuern möchtest, dann braucht einer der Waggons einen Decoder. Manche der neuen Lokdecoder können das sogar übernehmen, dann braucht's dann einfach eine stromführende Kupplung.
Ich hoffe, Dir mit diesen Ausführungen weiterhelfen zu können. Zögere nicht, weitere Fragen zu stellen, genau dafür ist dieses Forum ja da.